Unsere Website ist nicht für deine Browserversion optimiert.

Seite trotzdem ansehen

200 Besucher guckten die Hühnerhaltung von Silvan Ziegler

14. August 2022 – Familie Nadine und Silvan Ziegler stellten am 9.8.2022 mit ihren Freunden Festbaenke vor dem Hühnerstall am Thurrain in Rothenhausen TG auf. Eingeladen hat die Arbeitsgruppe Landwirtschaft der Mitte Thurgau mit den Podiumsteilnehmern Peter Schweizer, Landwirt und VTL Vorstandsmitglied und Kantonsrat Franz Eugster als Konsumentenvertreter

Bauernpräsident Markus Ritter als Hauptreferent erläuterte einer bunten Schar von Konsumenten, Mitgliedern der Mitte Thurgau aus der Region, sowie Landwirten mit und ohne Tierhaltung, was die Anliegen und Auswirkungen der Massentierhaltungsinitiative sind. Besonders Geflügelhalter waren gut  vertreten, wenn sie bei einem Berufskollegen vorbeischauen konnten. Weil die Veranstalter nicht mit einem so grossen Interesse gerechnet hatten, wurde keine Verstärkeranlage aufgestellt. Kurzerhand ging Wisi Brülisauer nach Haus und holte rasch seine mobile Lautsprecheranlage, was die Redner wie Zuhörer sehr schätzten.

Lebensmittel, Essen und Tierhaltung sind Themen, die eine breite Bevölkerung interessieren. Um so mehr, wenn ein Direktbetroffener wie Silvan Ziegler berichtet. Sein Betrieb umfasst 35 Milchkühe und gegen 50 ha meist Ackerland. Sein 1350 m2 grosse Normstall eignet sich für Masthühner, wenn1 8000 Tiere mit 2 kg oder 24000 mit 1.5 kg schwer werden. Ich darf aber maximal 30 kg Fleisch pro Quadratmeter produzieren, was 27 bis 35 Tage dauert, erzählt der Betriebsleiter. 10% der Stallfläche muss mit erhöhten Sitzgelegenheiten ausgestattet sein sowie 20% dieser Fläche als Wintergarten zur Verfügung stehen, wie das BTS-Label vorgibt. Im Ausland sind 5-8 mal grössere Betriebe Standart, weil dort keine Tierhöchstzahlen gelten. Meine Tiere fühlen sich bei mir wohl, wie ich es beurteile, meint Silvan Ziegler, bevor er zum Hauptreferat überleitet.

Markus Ritter ist ein versierter Kenner der Branche, der Labelproduktion, der Umweltverbände und der Classe politique in Bundesbern. In geübter Manier zeigt er den Zuhören die wichtigsten Punkte auf, die mit dieser Initiative auf die Landwirtschaft und die Konsumenten zukommen würde. Tierbestände gehen zurück, teuer produzierte Fleischqualitäten finden weniger Käufer, Importe nehmen zu, das bäuerliche Einkommen geht zurück. Mit den grossen Umwälzungen sind alle Landwirte, auch nicht Tierhalter betroffen, weil neue Produzenten in alle bestehenden Nischen  drücken. Bei einer neuen Tierhöchstzahl von 2000 bis 4000 Masthühner pro Betrieb müssten 20000 Ställe à 500 Tiere neu gebaut werden. Dem Tierwohl wird ein Bärendienst erwiesen, weil Tiere und Fleisch zu unserer Ernährung im Ausland nicht diese Wertschätzung und Kontrolle erfährt. Vom verstärkten Einkaufstourismus ganz zu schweigen, wenn hier der Thurgau als grenznaher Kanton jetzt schon stark betroffen ist.

Während der Hauptreferent viele Details präsentierte, betont Peter Schweizer an der Podiumsdiskussion den Wert möglichst geschlossener Kreisläufe. Ein Futterbauland wie die Schweiz braucht Grossvieh als Raufutterveredlung, und eine Ernährung mit einem entsprechenden Anteil Fleisch und tierischen Produkten ist nachhaltiger als ohne diese. Franz Eugster zeichnete die Konsumentensicht auf. Wenn mit der Initiative die Bio-Richtlinien 2018 Standart werden, werden die Lebensmittel markant teurer, was sich nicht alle leisten können. Zum Schluss stellte Köbi Hug die Position der Arbeitsgruppe Landwirtschaft der Mitte Thurgau vor. Die Initiative ist kontraproduktiv. Schweizer Fleisch hat einen überaus hohen Standart gegenüber dem Ausland. Der Konsument hat jetzt schon die Wahlfreiheit, beim Einkauf Labelprodukte zu berücksichtigen. Wir wollen die Eigenversorgung halten und die Existenzen von Bauernfamilien sichern. Eine Angeregte Diskussion mit guten Fragen aus dem Publikum rundete den Abend ab. Sandra Stadler und Peter Schweizer verdankten die Redner und die Gastgeberfamilie.